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Alanya liegt im Osten der Taurusberge auf einer kleinen Halbinsel. An den historischen Grenzen zwischen Kilikien und Pamphylien gelegen, gehörte es in den Wirren vergangener Zeiten mal zum einen, mal zum anderen Staat. Die Stadt hat eine sehr lange Tradition, auch wenn das genaue Datum ihrer Gründung im Dunkeln liegt. Man vermutet, dass hier bereits in prähistorischer Zeit Höhlenmenschen ihre Ferien verbracht haben. Das belegen Knochen- und Fossilienfunde in einer Höhle in der Nähe des Dorfes Oba - die Funde werden auf die frühe Altsteinzeit datiert, also auf die Zeit zwischen 20.000 und 17.000 v.Chr. Zu dieser Zeit gab es kaum feste Besiedlungen, die frühen Menschen streiften auf der Suche nach Nahrung und milden Witterungsbedingungen weit über das Land. Wann genau die ersten Menschen die Schönheit und den Reichtum dieses Landstriches zum Anlass nahmen, an der Stelle des heutigen Alanya eine Siedlung zu gründen, ist nicht bekannt. Die erste Erwähnung findet man im 4. Jahrhundert vor Christus bei einem Griechen namens Scylax, der von einer Stadt "Coracaesium" schrieb. Dann versinkt die Stadt wieder für lange Zeit im Dunkel der Geschichte, bis der damals bekannte Historiker und Geschichtsschreiber Strabon, der zwischen 63 und 24 v.Chr. lebte, die Stadt als eine schwer zugängliche und uneinnehmbare Siedlung beschrieb. „Reiseberichte“ aus der Region stammen in verschiedenen Jahrhunderten von Strabon, Piri Reis, Seyyep, İbn-i Batuta und Evliya Çelebi. Als Antiochus III. im Jahr 199 v. Chr. in Kilikien einfiel, begründete er damit unfreiwillig die lange Tradition der Piraten in Coracesium. Die Einwohner dachten nämlich gar nicht daran, sich dem Eroberer zu ergeben, sondern wandten sich in Richtung See und machten das Mittelmeer unsicher. Wohl aus diesem Grund scheiterte die Belagerung und Antiochos III verzichtete auf die Eroberung und Zerstörung der Stadt. Knapp 10 Jahre später wurde er von den Römern besiegt. In dieser Zeit entwickelte sich in den Küstenstädten ein machtpolitisches Niemandsland, was die Gegend zu einem berüchtigten Rebellen- und Piratenstützpunkt machte. Einer dieser gefürchteten Piratenkapitäne, Diodotos Tryphon, erklärte Coracesium zu seinem Hauptquartier. Die heute bei vielen Touristen beliebten Höhlen nutzte er als Schatzkammern und hielt auch seine Geiseln bis zur Zahlung eines Lösegeldes gefangen. Im Jahr 142 v. Chr. erklärte er sich zum König der Seleukiden und regierte 3 Jahre lang, bevor er von König Antiochos VII., der wohl ziemlich nachtragend war, unsanft abgesetzt wurde. Im Jahr 75 v.Chr. machten die Piraten einen entscheidenden Fehler: sie entführten Caesar, was dieser wohl als Unverschämtheit empfunden haben muss, denn nach der Zahlung des Lösegeldes unternahm er sofort einen Rachefeldzug. Aber erst im Jahre 70 v. Chr. erhielt der Feldherr Pompejus ein ausserordentliches Kommando und erstmals genügend Schiffe, Soldaten und Befugnisse, um dem Spuk ein Ende zu machen. Er eroberte Coracesium in kurzer Zeit und liess zur Strafe die Stadtmauern schleifen. Mit der Ermordung Cäsars im Jahre 44 v. Chr. und der Teilung des Römischen Reiches erlangte Marcus Antonius die Herrschaft des Oströmischen Reiches. Im Jahr 41 v. Chr. begann eine der berühmtesten Liebesgeschichten der Antike, die auch unmittelbaren Einfluss auf die Gegend um Alanya hatte: die der ägyptischen Königin Kleopatra und Marcus Antonius... 4 Jahre später machte Marcus Antonius die Stadt Kleopatra zum Hochzeitsgeschenk. 100 Tage sollen damals ihre Flitterwochen in Coracesium gedauert haben. Danach aber liess Kleopatra den damals dicht bewaldeten Landstrich abholzen und die wertvollen Zedernhölzer nach Ägypten zum Bau ihrer Kriegsflotte transportieren. Nach dem verlorenen Krieg und dem Selbstmord des Paares übernahm Oktavius die Herrschaft über das gesamte Gebiet.
Später wurden die von Pompejus zerstörten Mauern wieder aufgebaut. Gut erhaltene Beispiele für diese Bautätigkeit findet man auch heute noch in der inneren Burg. In den ersten Jahrhunderten nach Christus war die Stadt übrigens christlich geprägt, davon zeugen auch heute noch einige Kirchen, unter anderem die Byzantinische Kapelle auf dem Burgberg. Allerdings gibt es über diese christliche und byzantinische Epoche kaum Aufzeichungen. Coracesium bekam zu dieser Zeit den Namen "Kalonoros" was soviel heisst wie "Schöner Berg" Im Jahr 1207 eroberten die Seldschuken, die bereits in Zentralanatolien einen stabilen Staat mit Konya als Hauptstadt errichtet hatten, zunächst Antalya. Damit war der Zugang zum Mittelmeer gesichert und eine beispiellose Blütezeit der Region begann. Einer der grössten Herrscher der Seldschuken war Sultan Alaeddin Keykubad I., der sehr bald nach seiner Thronbesteigung die strategische Bedeutung der Stadt Kalonoros erkannte, seinen ersten Feldzug dorthin startete und die Stadt eroberte. Zu dieser Zeit wurde Kalonoros von der christlichen Familie des Kyr Vart beherrscht. 2 Monate widerstand er der Belagerung der Seldschuken, bis er sich ergab, um ein Blutvergiessen zu verhindern. Um die Eroberung der Burg ranken sich bizarre Legenden. So soll der Sultan einen Traum gehabt haben, wie er mit der Hilfe Allahs die wegen der autarken Wasserversorgung als uneinnehmbar geltende Burg erobern könnte: Man sammelte alle Ziegen und Ochsen der Umgebung ein, steckte ihnen brennende Strohbündel an die Hörner und trieb sie unter lauten "Allah! Allah!"-Schreien den Berg hinauf. Der daraufhin zu Tode erschrockene Kyr Vart ergab sich darauf hin unter der Bedingung, dass weder ihm noch einem anderen Burgbewohner ein Leid zugefügt werden dürfe. Das wurde ihm zugesichert und er ging nach Konya, wo der Sultan später die Tochter des Kyr Vart heiratete, die zum islamischen Glauben übertrat und sich Mah-Peri nannte. Sultan Keykubat nannte die Stadt "Alaiye", machte sie zu seinem Winterquartier und zur zweiten Hauptstadt des Seldschukenreiches - sie war der Zugang der Hautpstadt Konya zum Meer. Durch seine vielfältigen kulturellen Interessen machte er Alaiye zu einer blühenden Kultur- und Handelsstadt. Zwei der markantesten Wahrzeichen der Stadt, der Rote Turm und die Seldschukische Werft, entstanden in dieser Zeit. Nach dem Niedergang des seldschukischen Reiches wurde die Gegend 1471 dem Osmanischen Reich angegliedert. Auch die Janitscharen-Regimenter, die Sultan Murat I. unter christlichen Knaben zwangsrekrutierte, spielten eine Rolle in Alaiye. Mit Tarsus zusammen gehörte sie 1571 zu Zypern, 1864 wieder zu Konya und seit 1868 zu Antalya bzw. zu dieser Provinz. Zu ihrem heutigen Namen kam Alanya angeblich durch eine kleine Anekdote: 1933 bereiste Mustafa Kemal Atatürk die Türkische Küste. Auf einem Autogramm übersetzte ein Funkoffizier die Morsezeichen für "Alaiye" fälschlicherweise in "Alanya" Dieser Name gefiel dem Staatsmann so gut, dass er bei seinem Besuch in der Stadt darum bat, diesen Namen künftig beizubehalten. Der moderne Tourismus wurde durch eine Zufallsentdeckung und den Weitblick eines Mannes begründet: 1948 wurde bei Hafenarbeiten die Damlatas-Höhle entdeckt. Die ersten Untersuchungen leitete ein Bürger Alanyas, Galip Dere. Dieser hatte aus Deutschland von der heilenden Wirkung der Höhlenluft gehört und liess entsprechende Untersuchungen durchführen, die die heilende Wirkung auf das Atmungssystem betätigten. Er erhielt die Erlaubnis, den Eingangsbereich zu vergrössern und anzulegen und sandte anschliessend Fotos an Zeitungen in der ganzen Türkei. Damit ist Galip Dere der eigentliche Begründer der touristischen Tradition in Alanya, der längsten an der türkischen Mittelmeerküste.